Behinderung und Entwicklungs­zusammen­arbeit e.V.

Rückblick auf den Global Disability Summit

Der dritte Global Disability Summit fand vom 02.-03.04.2025 in Berlin statt! bezev war dabei und hat viele wertvolle Erfahrungen gesammelt.

Vom 01.04. – 03.04.2025 versammelten sich zahlreiche globale Akteur*innen des Bereichs Behinderung, Inklusion und Teilhabe in Berlin, um unter dem Motto „Nothing about us without us” (“Nichts ohne uns, über uns“) am Global Disability Summit, kurz GDS, („Globaler Behinderungsgipfel“) teilzunehmen. Der GDS ist ein wichtiger Mechanismus, um die Inklusion weltweit voranzubringen. In zahlreichen Vorträgen, Diskussionen und einem kleinen Messebereich zum Thema Behinderung und Inklusion wurde sich mit weltweiten Akteur*innen dafür eingesetzt, eine Gesellschaft zu schaffen, in der alle Menschen die gleichen Möglichkeiten haben.

Gastgeber des dritten GDS waren Deutschland und Jordanien, organisiert wurde der Gipfel von IDA, der International Disability Alliance. An der Veranstaltung nahmen über 4.500 Teilnehmer aus etwa 100 Ländern teil, darunter führende Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft sowie Organisationen von Menschen mit Behinderungen. Auch bezev war mit mehreren Mitarbeiterinnen vertreten, um sich für eine inklusive Entwicklungszusammenarbeit einzusetzen. 

01.04.: Das Civil Society Forum

Aber von Anfang an: Den Auftakt des Gipfels machte das „Civil Society Forum“ am 01.04.2025. Hier konnte sich die Zivilgesellschaft treffen, vernetzen und austauschen. In vier aufeinanderfolgenden Events wurden die Themen „Inclusive Humanitarian Action“, „The rights of Women and Girls with Disabilities”, “Youth and Children with Disabilities” und “Funding and Budgeting for Disability” diskutiert. Die überwiegend von Selbstvertreter*innen besetzten Panels waren sehr informativ. Besonders einprägsam war die Veränderung des Grundsatzes „Nothing without us about us“ hin zu „Nothing without us“, welche im ersten Panel diskutiert wurde. Menschen mit Behinderung sind Teil jedes gesellschaftlichen Bereiches und sollten nirgendwo vergessen werden. Ein weiterer einprägsamer Moment war der Satz „DEI will not die“, wobei DEI für Diversity (Vielfalt), Equality (Gleichberechtigung) und Inclusion (Inklusion) steht. In den USA erleben DIE-Programme derzeit einen erheblichen Rückschlag. Die Trump Regierung verfolgt eine aggressive Politik zur Abschaffung solcher Initiativen auf Bundesebene und übt gleichzeitig Druck auf Unternehmen und Bildungseinrichtungen aus, ihre DEI-Programme einzustellen. Da primär Selbstvertreter*innen in den Panels gesprochen haben, teilten viele ihre Erfahrungen von Diskriminierungen, die sie als Kinder und Jugendliche erfahren mussten. Es hat uns sehr getroffen zu hören, wie viele Menschen mit Behinderungen nach wie vor stark von Diskriminierung und Ausschluss betroffen sind und was für weitreichende Folgen dies hat. Auf dem CSF haben sich außerdem viele Bündnisse geformt, um den zivilgesellschaftlichen Austausch voranzutreiben. Nur mit Zusammenarbeit können wir unsere gemeinsamen Ziele erreichen.

Insgesamt wurden die Ergebnisse dieses Austauschs in der Civil Society Declaration festgehalten. Zudem wurde eine zusammenfassende Zeichnung vom Civil Society Forum erstellt, welche rechts (2. Bild von oben) sichtbar ist. 

02. und 03.04.: Der Global Disability Summit

Am 02. Und 03.04. kamen dann zahlreiche weitere Interessierte, insgesamt etwa 4500 Personen, zusammen. Am Gipfel nahmen neben Regierungsmitglieder*innen, multilateralen Organisationen und privaten Organisationen auch Vertreter*innen aus Wissenschaft, zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie Selbstvertreter*innen, also Personen mit Behinderung teil. Der Gipfel diente als Plattform, um globale Anstrengungen zur Verwirklichung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen zu bündeln und Fortschritte in diesem Bereich zu diskutieren. Ermöglicht wurde dies durch zahlreiche Vorträge, sogenannte Fireside Chats und Ständen, an denen Akteur*innen ihre Arbeit präsentieren konnten. 

Auch bezev war an einem Stand vertreten, und zwar am VENRO-Stand mit besonderer Beteiligung der AG Behinderung, in der bezev auch Mitglied ist. Hier haben bezev Kolleg*innen VENRO unterstützt und Interessierte neben den Tätigkeiten des Verbandes auch über bezev informiert. So kamen wir ins Gespräch mit vielen verschiedenen Vertreter*innen und hatten die Möglichkeit von unserer eigenen Arbeit zu berichten, wertvolle Kontakte zu knüpfen und alte Bekanntschaften weiter zu vertiefen. Der Austausch am Stand war sehr wertvoll, da wir so die Möglichkeit hatten, nochmal tiefergehende Gespräche zu führen, bei welchen viele wertvolle Perspektiven mit uns geteilt wurden. Vor allem der kurze Austausch mit Svenja Schulze, der Ministerin für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, war sehr interessant und es hat uns sehr gefreut, dass sie sich die Zeit für den Besuch der Stände genommen hat. 

Auch die Teilnahme an diversen Vorträgen, sogenannten Side Events, empfanden wir als sehr bereichernd. Neben Vertreter*innen aus Politik und entwicklungspolitischen Organisationen haben auch Personen aus der Zivilgesellschaft sowie Selbstvertretende auf den Panels gesprochen und man konnte viel über bereits Erreichtes, Politik sowie existierende Herausforderungen lernen. Unser Highlight war der Vortrag von Lois Auta, die eine sehr inspirierende Rede über Frauen mit Behinderung im Öffentlichen Sektor gehalten hat. 

Neben dem Austausch der Teilnehmenden wurden auch politische Ergebnisse auf dem Summit festgehalten. Das Kernergebnis ist die Amman-Berlin Declaration on Global Disability Inclusion. In diesem haben sich um die 90 Staaten und internationale Organisationen darauf verständigt das sogenannte „15 percent for the 15 percent“ ("15 Prozent für die 15 Prozent") Ziel umzusetzen. Das bedeutet, dass sie mindestens 15 Prozent der internationalen Entwicklungsprogramme speziell auf die Förderung der Inklusion von Menschen mit Behinderungen ausrichten werden. Menschen mit Behinderungen sind die größte Minderheit der Welt (15-16% der Weltbevölkerung), weshalb es so wichtig ist entsprechende Mittel für die Inklusion von Menschen mit Behinderung einzusetzen. Die Verabschiedung dieses Ziel ist ein unglaublicher Schritt, da bisher nur etwa sechs Prozent der Entwicklungsprojekte gezielt zur Förderung der Inklusion beitragen. Außerdem sind über 800 neue Verpflichtungen von Regierungen, Entwicklungsakteuren, dem privaten Sektor und der Zivilgesellschaft eingegangen, um die Rechte und die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen weltweit zu stärken. Wir finden, dass dies ein wichtiger Schritt ist, um eine Welt ohne Barrieren zu erreichen.

05.04.: Das „Global Scientific Exchange and Networking Meeting on Disability and Inclusion”

Für bezev machte den Abschluss des Gipfels das „Global Scientific Exchange and Networking Meeting on Disability and Inclusion”, welches unsere Geschäftsführerin Gabriele Weigt in Kooperation mit Prof. Joachim Schroeder von der Universität Hamburg organisierte. Hier kamen diverse Wissenschaftler*innen aus verschiedensten Ländern und Bereichen zusammen, um sich zu ihrer Arbeit auszutauschen. Der Austausch war geprägt von produktiven und lehrreichen Gesprächen und bezev möchte allen danken, die teilgenommen haben. Ein Highlight des Austauschs war der Start des „Global Science Network on Disability and Inclusion”. Das Netzwerk verbindet Wissenschaftler*innen der Felder Behinderung und / oder internationale Entwicklung und hat zum Ziel eine akademische Plattform zu sein, die auf wissenschaftlicher Ebene zu einer inklusiven Gesellschaft führt.

Fazit

Abschließend lässt sich sagen, dass der Global Disability Summit eine sehr wertvolle Veranstaltung war. Es ist sehr wichtig, dass sich so bedeutend auf globaler Ebene für Inklusion und eine Welt ohne Barrieren eingesetzt wird. Die vielen Gespräche, Veranstaltungen und Besuchenden haben bezev gezeigt, wie viele Menschen es gibt, die sich für Inklusion weltweit einsetzen. Besonders inspirierend waren die Stimmen der Selbstvertreter*innen sowie die politischen Fortschritte wie die Verabschiedung der Amman-Berlin Declaration. Die Veranstaltung hat deutlich gemacht: Eine inklusive Gesellschaft ist nur durch gemeinsamen, engagierten Austausch und verbindliche Maßnahmen möglich.

Plakat des GDS am Eingang der Veranstaltung

Plakat des GDS am Eingang der Veranstaltung

Übersicht über die 4 Events des Civil Society Forums

Übersicht über die 4 Events des Civil Society Forums

Das bezev-Team auf dem GDS

Das bezev-Team auf dem GDS

Unsere Mitarbeiterinnen Amelie Hirz und Mireille Letellier am VENRO-Stand im Gespräch mit Ministerin Svenja Schulze

Unsere Mitarbeiterinnen Amelie Hirz und Mireille Letellier am VENRO-Stand im Gespräch mit Ministerin Svenja Schulze

Im Rahmen des GDS fanden zahlreiche Events zu verschiedensten Themen statt.

Im Rahmen des GDS fanden zahlreiche Events zu verschiedensten Themen statt.